Warum Mitarbeitende wirklich kündigen
- Jürgen Kühner
- 10. Nov.
- 3 Min. Lesezeit
Und was oft hinter der Entscheidung steckt
Kündigungen passieren selten „von heute auf morgen“ – und fast nie nur wegen des Gehalts. Meist sammeln sich Dinge über Wochen und Monate, bis jemand innerlich geht – und irgendwann auch offiziell.Wenn ihr verstehen wollt, warum Mitarbeitende euch verlassen (oder innerlich längst gekündigt haben), lohnt sich der Blick hinter die Oberfläche.
1. Fehlende Wertschätzung & schwache Führung
Mitarbeitende gehen oft nicht wegen der Firma, sondern wegen Führung.Wenn Feedback nur kommt, wenn etwas schiefgeht, Erfolge im Alltag untergehen oder Entscheidungen willkürlich wirken, sinkt die Bindung. Wertschätzung heißt: präsent sein, klar sein, fair sein – nicht nur einmal im Jahresgespräch.
2. Dauerstress & keine gesunde Balance
Ständige Überstunden, unrealistische Deadlines, „Könnt ihr das noch schnell mitmachen?“ – irgendwann ist Schluss.Wer dauerhaft in der Überlastung hängt, schaut sich um. Nicht, weil er oder sie „nicht belastbar“ ist, sondern weil das System nicht gesund aufgestellt ist.
3. Keine Perspektive – „Hier bewege ich mich nicht mehr“
Wenn Aufgaben sich jahrelang nicht verändern, Projekte an einem vorbeiziehen und Entwicklung nur vage versprochen wird, kippt die Stimmung.Menschen wollen wachsen: fachlich, persönlich, in Verantwortung oder Gehalt. Bleibt diese Perspektive aus, wird der Markt draußen schnell attraktiver.
4. Unklare Rollen & chaotische Prozesse
Heute so, morgen so, ständig neue Prioritäten, niemand wirklich zuständig – das macht mürbe.Wer das Gefühl hat, im Chaos zu versinken, statt gute Arbeit machen zu können, verliert Motivation und Identifikation – und irgendwann die Geduld.
5. Kultur, die nicht zum eigenen Wertekompass passt
„Offen, wertschätzend, auf Augenhöhe“ im Leitbild – aber im Alltag: Silodenken, Politik, Schuldzuweisungen.Wenn das, was offiziell kommuniziert wird, nicht zum tatsächlichen Miteinander passt, verlieren Mitarbeitende Vertrauen. Kulturbrüche sind ein stiller, aber mächtiger Kündigungsgrund.
6. Intransparente oder unfaire Bezahlung
Geld ist selten der alleinige Grund – aber oft der Auslöser, endlich Konsequenzen zu ziehen.Wenn Gehaltsstrukturen intransparent sind, Anpassungen nur auf Nachfrage passieren oder der Markt deutlich mehr zahlt, fühlt sich das unfair an – besonders, wenn Leistung nicht gesehen wird.
7. Zu wenig Flexibilität (Ort, Zeit, Modelle)
Viele Lebensrealitäten passen nicht mehr zu starren 9-to-5-Präsenzmodellen.Wer Care-Verantwortung hat, weiter weg wohnt oder konzentriert im Homeoffice arbeitet, erwartet heute Flex-Modelle. Gibt es die nicht – oder nur auf dem Papier – steigt die Wechselbereitschaft.
8. Versprechen im Recruiting vs. Realität im Alltag
Im Bewerbungsprozess klingt alles modern, agil, wertschätzend – im Alltag herrscht Micromanagement, alte Strukturen oder Überstundenkultur.Dieser „Reality Check“ ist für viele der Punkt, an dem sie innerlich abschalten und sich leise wieder neu orientieren.
9. Kein Sinn, keine Verbindung zum „Warum“
Wer nicht versteht, welchen Beitrag die eigene Arbeit leistet, arbeitet irgendwann nur noch „Dienst nach Vorschrift“.Menschen bleiben eher, wenn sie das Gefühl haben: Das, was ich hier tue, hat einen echten Wert – für Kund:innen, Patient:innen, Kolleg:innen oder die Gesellschaft.
10. Der Markt zeigt: Es geht auch anders
In einem Arbeitsmarkt mit vielen Optionen fragen sich immer mehr: „Warum bleibe ich eigentlich, wenn es anderswo mehr Gehalt, mehr Flexibilität und bessere Kultur gibt?“Kündigung ist dann oft keine Emotion gegen euch – sondern eine Entscheidung für ein attraktiveres Gesamtpaket.
Was ihr daraus mitnehmen könnt
Wenn ihr Kündigungen verstehen – und reduzieren – wollt, hilft es, systematisch hinzuschauen:
Zuhören: Exit-Gespräche, Rückkehrer:innen-Interviews, ehrliche Stimmungsbilder im Team.
Transparenz schaffen: Klare Führung, klare Prioritäten, transparente Gehälter & Entwicklungspfade.
Flexibilität & Kultur ernst meinen: Nicht nur kommunizieren, sondern im Alltag erlebbar machen.
So wird aus der Frage „Warum kündigen Mitarbeitende?“ eine Einladung, eure Arbeitswelt aktiv weiterzuentwickeln.

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